ZUSAMMENFASSUNG


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I. Haemocytentypen

Die Haemocytentypen der Chilopoden Lithobius forficatus und Scolopendra cingulata werden anhand ultrastruktureller Merkmale beschrieben. Bei L. forficatus treten Prohaemocyten, Plasmatocyten, Granulocyten und Sphaerulocyten, bei S. cingulata Prohaemocyten, Discoide Haemocyten und Granulocyten auf. Die Bezeichnung "Discoide Haemocyte" wurde für Zellen mit einer charakteristischen, discoiden Gestalt, die durch ein ausgeprägtes äquatoriales Mikrotubulibündel stabilisiert wird, neu eingeführt.

II. Phenoloxidase und Peroxidase

Besonders Granulocyten beider Chilopodenarten sind Phenoloxidaseaktiv. Die Aktivität ist im Cytoplasma, bei L. forficatus z.T. auch in Grana lokalisiert. Nach elektrophoretischer Auftrennung (SDS-PAGE) korrespondieren die phenoloxidaseaktiven Banden mit Molekulargewichten von etwa 200 kDa bei L. forficatus und 150 bzw. 90 kDa bei S. cingulata. Die gleichen Banden zeigen auch Peroxidaseaktivität. Histochemisch ist die Peroxidaseaktivität allerdings in Grana und kaum im Cytoplasma nachzuweisen.

III. Lysozym

Lysozymaktivität ist bei nichtimmunisierten L. forficatus nur in den Haemocyten nicht aber im Haemolympheplasma nachweisbar. Lysozymartige Immunreaktivität haben bei L. forficatus Plasmatocyten und Granulocyten, bei S. cingulata die Discoiden Haemocyten. Nach der SDS-PAGE hat das L. forficatus-Lysozym ein Molekulargewicht von 15,2 kDa.

IV. Exocytose und Koagulation

Haemocyten beider Chilopodenarten exocytieren 'faseriges' Material, das zur Koagulation der Haemolymphe beiträgt. Dieses Material wird in den Grana der Haemocyten gespeichert und läßt sich mit Weizenkeimagglutinin-FITC markieren. Die ultrastrukturelle Veränderung der Grana bis hin zur Exocytose entspricht der bei Xiphosuren, Crustaceen und Insekten.

V. Phagocytose

Latexkugeln, Erythrocyten, Zymosanpartikel und Bakterien werden von den Haemocyten phagocytiert. In vitro lysieren die Haemocyten von L. forficatus grampositive Microccocus luteus innerhalb von 1 h, die von S. cingulata aber nicht innerhalb von 3 h. L. forficatus-Haemocyten können auch gramnegative Enterobacter cloacae lysieren, nicht dagegen E. coli.

VI. Knötchenbildung in vitro

Haemocyten beider Chilopodenarten aggregieren in vitro spontan, so daß lockere Aggregate gebildet werden. Bei S. cingulata sind es die Discoiden Haemocyten, die (offenbar durch exocytierte Stoffe) die Aggregation von Granulocyten induzieren. Bei L. forficatus hat wahrscheinlich die Plasmatocyte eine entsprechende Funktion. Sehr kompakte Zellaggregate werden bei Anwesenheit von Bakterien gebildet. Granulocyten bilden auf solchen Knötchen eine epithelartige äußere Schicht. Große Lamellopodien strecken sie dabei radial in das umgebende Medium.

VII. Gap junctions und Zell-Zell-Kommunikation

Carboxyfluorescein wird nicht von gefärbten zu ungefärbten Haemocyten übertragen. Die Existenz funktioneller Gap junctions zwischen den Haemocyten ist damit unwahrscheinlich gemacht worden. Andere Mechanismen, die eine Kommunikation zwischen den Zellen gewährleisten, müssen angenommen werden. Ein membranständiges Zelladhäsionsmolekül wird postuliert.


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Copyright © 1996 Dr. L. Nevermann
[ Letzte Aktualisierung 29.07.00 ]