Diskussion

Teil I


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4 DISKUSSION

4.1 Gesamthaemocytenzahl, Osmolalität und pH-Wert

Die Gesamthaemocytenzahlen pro Volumeneinheit Haemolymphe (THC) sind bei den Arthropodentaxa sehr unterschiedlich (s. Tab. 6), und selbst innerhalb einer Art schwanken die Werte ganz erheblich (u.a. infolge der Methode der Haemolympheentnahme s. CROSSLEY 1975). Für L. forficatus liegen die THC dieser Arbeit etwas über der Mittelwertangabe von NEVERMANN (1989), aber im Bereich der früher gefundenen Streuung. Die THC beider untersuchter Chilopoden liegen jedenfalls deutlich höher als der Diplopoden (XYLANDER 1992 b) und sind auch im Vergleich zu den Insekten (SALT 1970; SHAPIRO 1979) recht hoch. Die besonders niedrigen THC bei Dipteren sind womöglich ein Grund für die bei diesen beobachtete humorale Kapselbildung (GÖTZ & VEY 1974).

Tab. 6: Gesamthaemocytenzahlen (THC) bei Arthropoden
Gruppe/Art

THC [Hc/µl]

Autor
Crustacea
Procambarus clakii

578

ULLRICH 1993
Astacus leptodactylus

495 ± 100

ULLRICH 1993
Crangon crangon

810 ± 170, 1.170 ± 120

SMITH & JOHNSTON 1992
Insecta
Blatella germanica

23.335 ± 1.832

Zit. in GUPTA 1986
Periplaneta americana

59.400-103.200‡

Zit. in CROSSLEY 1975
Chironomus thummi (L)

1.000-3.000

GÖTZ & VEY 1974
D. melanogaster, Larve, 2d

1.945

RIZKI & RIZKI 1992
                             Larve, 4d

7.159

RIZKI & RIZKI 1992
Calliphora vicina, Larve, 2d

2.100 ± 755

ZACHARY & HOFFMANN 1973
                              Larve, 8d

22.991 ± 3.173

ZACHARY & HOFFMANN 1973
Ephestia (A)

6.000

Zit. in SALT 1970
Manduca sexta (L5)

4.500 ± 1.890

HOROHOV & DUNN 1982
Galleria melonella (L5)

25.020 ± 1.890

CHAIN & ANDERSON 1982
Chilopoda

L. forficatus

30.000 (15-60x103)

NEVERMANN 1989
L. forficatus

45.200 ± 21.800

diese Arbeit
S. cingulata

31.400 ± 9.700

diese Arbeit
S. oraniensis

50.000

XYLANDER 1992b
Diplopoda

Chicobolus spec.

6.537

XYLANDER 1992b
Rhapidostreptus virgartor

2.450

XYLANDER 1992b

) ohne und nach Erwärmung auf 60 °C für eine Minute
(A) Imago
(L) Larve

Die gemessene Osmolalität der Haemolymphe beider Arten stimmt gut mit früheren Befunden von WENNING (1978) für L. forficatus-Haemolymphe überein. Im Vergleich zu anderen Tracheaten liegen die Werte der Chilopoden-Haemolymphe im Mittelfeld; bei Diplopoden sind sie etwas geringer (XYLANDER 1992 b) und bei Insekten - besonders solchen trockener Habitate - etwas höher (s. Tab. 7).

Die Werte der Chilopoden variieren aber sicher z.B. mit der Luftfeuchtigkeit, denn Chilopoden wie L. forficatus haben kaum einen Verdunstungsschutz und verdursten innerhalb kurzer Zeit, wenn die Luftfeuchtigkeit gering ist.

Von freilebenden L. forficatus ist weiterhin bekannt, daß der Proteingehalt der Haemolymphe im Sommer 4-6mal so hoch ist wie im Frühjahr oder Herbst (HELBING 1985). Erstaunlicherweise bleibt aber der Schmelzpunkt gefrorener Haemolymphe (also auch ihre Osmolalität) das ganze Jahr über ziemlich konstant, dagegen liegt der Unterkühlungspunkt im Sommer erheblich tiefer als im Winter (TRUSMAN 1994). Das zeigt, wie sehr die Zusammensetzung der Haemolymphe jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen ist, und daß auch bei lange im Labor gehaltenen Tieren mit Schwankungen gerechnet werden muß.

Tab. 7: Osmolalität der Haemolymphe von Tracheaten
Gruppe / Art Osmolalität [mosmol · kg-1] Autor
Insecta

Aeschna cyanea (Laven)

339-405

HERZOG 1983
Tenebrio spec. (Laven)

ca. 530

WENNING 1978
Chilopoda
L. forficatus

delta = -0,7 bis -0,76 °C
etwa 376-408

TRUSMAN et al. 1994
L. forficatus

330-360

WENNING 1978
L. forficatus

320 ± 40

diese Arbeit
S. cingulata

372

diese Arbeit
Diplopoda

Rhapidostreptus virgartor

200 ± 35

XYLANDER 1992 b
Chicobolus spec.

229 ± 47

XYLANDER 1992 b

Der pH-Wert der S. cingulata-Haemolymphe ist schwach basisch (pH 8) und damit den pH-Werten der Diplopoden Chicobolus sp. und Rhapidostreptus virgartor (XYLANDER 1992 b) und der Schabe Periplaneta sp. (PENZLIN 1981) ähnlich. Auch bei Dipteren-Larven ist der pH-Wert der Haemolymphe schwach basisch. GIBLIN & PLATZER (1984) geben für die Larven dreier Mückenarten pH-Werte von 7,3-7,7 als normal an. Die Haemolymphe von L. forficatus ist dagegen - wie wohl auch die der meisten Insekten (PENZLIN 1981) - schwach sauer. Sie hat den gleichen pH-Wert wie die von Manduca sexta (pH 6,5-7; XYLANDER 1992 b).


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Copyright © 1996 Dr. L. Nevermann
[ Letzte Aktualisierung 19.07.00 ]