Immunreaktionen bei Chilopoden

"Ein Vortrag von Dr. Lutz Nevermann"



[Seite 2 | Seite 3]
Mehr zum Thema Haemocyten der Chilopoden ...

Sehr geehrte Damen und Herren! 

Ich freue mich Ihnen hier ein wenig über Ergebnisse zu zellulären Immunreaktionen bei Chilopoden und über die Vorstellungen zum Immunsystem von Arthropoden berichten zu dürfen.
Zunächst möchte ich Ihnen einen Überblick über die Methoden geben. 
Dann werde ich Ihnen die "Blutzellen" dieser Tiere, die Haemocyten, vorstellen und anhand von Beispielen einige der typischen zellulären Immunreaktionen bei Arthropoden erläutern. 
Am Schluß gibt's eine Zusammenfassung der wichtigsten Fragen mit denen sich "Evertebraten Immunologen" z.Z. beschäftigen.
Zu den METHODEN
Hier zunächst die beiden Hauptleidtragenden Chilopoden meiner Untersuchungen:

Lithobius forficatus (Lithobiomorpha)

und Scolopendra cingulata (Scolopendromorpha). 
Die hier vorgestellten Versuche wurden ausschließlich in vitro durchgeführt und
daher mußte ich den Tieren zunächst etwas Haemolymphe entnehmen.

Die Tiere wurden dazu mit CO2 anästhesiert. So konnte mit einer Präparationsschere die Spitzte eines (Schlepp-)Beins abgeschnitten werden.
Da kein wesentlicher Blutdruck vorhanden ist, muß die Haemolymphe vorsichtig herausgepreßt werden.
Die Wunden der Tiere verheilen recht gut und der verlorene Teil des Beins wird oft schon bei der nächsten Häutung regeneriert.

Die austretende Haemolymphe wurde direkt in ein Blockschälchen mit Zellkulturmedium gegeben.
In dem Blockschälchen befand sich auch ein Stück Cellophanfolie, auf das die Zellen sich absetzten konnten.
Die Folie ist eine stabile, "inerte" Unterlage, die sich aber leicht schneiden läßt - so ist es möglich ein und dasselbe Präparat für Raster- und Transmissionselektronenmikroskopie zu verwenden. 

Bei dieser Präparation ist es erwünscht, daß sich die Zellen aktiv spreiten und auf dem Substrat festheften. Weiterhin kann die Reaktion der Haemocyten auf unterschiedliche Partikel durch Zugabe von z.B. Latex-Kügelchen, Erythrocyten oder Bakterien einfach untersucht werden.

Für die Elektronenmikroskopie (EM) wurden die Haemocyten-Präparate nach der Fixierung in einer Acetonreihe entwässert und entweder für REM (Raster-EM) mit CO2 Kritischpunkt-getrocknet und mit Gold gesputtert oder für Transmissions-EM (TEM) in Kunststoff (Araldit) eingebettet, ultradünngeschnitten und mit Uranylacetat und Bleicitrat kontrastiert. (Für die REM stand ein altes Joel SEM1 und für die TEM ein noch älteres Zeiss EM-9 zur Verfügung.)
Selbstverständlich ist es auch erforderlich "native" Haemocyten zu untersuchen. Dazu wurde die Haemolymphe zunächst in einem Citrat-EDTA-Puffer aufgenommen, der die Aktivität der Haemocyten stark einschränkt; gleich anschließenden wurde die Zellsuspension in Fixativ überführt. Die fixierten Zellen wurden durch Zentrifugation und Resuspension gewaschen und konnten dann auf mit Poly-L-Lysin beschichteten Objektträgern immobilisiert und im Lichtmikroskop untersucht werden. 
Für die TEM reicht es aus einen Tropfen Haemolymphe in ein kleines Einbettungsgefäß zu geben und sofort mit Fixativ zu überschichten; alle folgenden Arbeitsgänge bis zum fertigen Einbetten werden dann in dem gleichen Gefäß durchgeführt.


nächste Seite

22.11.96 © Dr. L. Nevermann